Montag, 18. Juni 2012

Buchtipp: Der Geschmack von Apfelkernen



Der Geschmack von Apfelkernen

von Katharina Hagena


So, eigentlich wollte ich ja noch andere Bücher vorstellen und das hier war überhaupt nicht "geplant" aber da ich es nun schon zum zweiten mal mit einem großen Seufzer ausgelesen habe, muss ich hier mal drüber schreiben.

Kurzbeschreibung von amazon.de:

"Schillernd und magisch sind die Erinnerungen an die Sommerferien bei der Groß­mutter, geheimnisvoll die Geschichten der Tanten. Katharina Hagena erzählt von den Frauen einer Familie, mischt die Schicksale dreier Generationen. Ein Roman über das Erinnern und das Vergessen - bewegend, herrlich komisch und klug. Als Bertha stirbt, erbt Iris das Haus. Nach vielen Jahren steht Iris wieder im alten Haus der Großmutter, wo sie als Kind in den Sommerferien mit ihrer Kusine Verkleiden spielte. Sie streift durch die Zimmer und den Garten, eine aus der Zeit gefallene Welt, in der rote Johannisbeeren über Nacht weiß und als konservierte Tränen eingekocht werden, in der ein Baum gleich zweimal blüht, Dörfer verschwinden und Frauen aus ihren Fingern Funken schütteln. Doch der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha vom Apfelbaum gefallen war, wurde sie erst zerstreut, dann vergesslich, und schließlich erkannte sie nichts mehr wieder, nicht einmal ihre drei Töchter. Iris bleibt eine Woche allein im Haus. Sie weiß nicht, ob sie es überhaupt behalten will. Sie schwimmt in einem schwarzen See, bekommt Besuch, küsst den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand an. Während sie von Zimmer zu Zimmer läuft, tastet sie sich durch ihre eigenen Erinnerungen und ihr eigenes Vergessen: Was tat ihr Großvater wirklich, bevor er in den Krieg ging? Welche Männer liebten Berthas Töchter? Wer aß seinen Apfel mitsamt den Kernen? Schließlich gelangt Iris zu jener Nacht, in der ihre Kusine Rosmarie den Unfall hatte: Was machte Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens? Und wollte sie Iris noch etwas sagen? Iris ahnt, dass es verschiedene Spielarten des Vergessens gibt. Und das Erinnern ist nur eine davon."

Dieser Text, wenn auch doch nicht ganz so "kurz", bringt es schon ziemlich auf den Punkt worum es geht. Für mich ist es aber auch vor allem ein sehr romantisches Buch - wobei ich doch immer dachte, dass diese Eigenschaft genau nicht auf mich zutreffe. Aber anscheinend ist es ganz anders - anscheinend bin ich durch und durch romantisch, nostalgisch und dramatisch.

Romantisch nicht in diesem kitschigen "ich liebe dich auf immer und ewig nur dich und du allein"-Sinne, sondern eben gefühlvoll, poetisch, aber auch irgendwie ländlich. Keine Ahnung, ob das irgendwie auch nur ein wenig Sinn macht für jemanden der das vielleicht liest.

Die ganze Geschichte von Iris, der Erzählerin, macht in jedem Fall Sinn. Ein durch und durch gefühlvolle und vor allem authentische Geschichte. Das Buch ist purer Sommer, man spürt die Sonne auf der Haut, riecht den Duft von Äpfeln, hört die Grillen zirpen.
Es geht um erinnern und vergessen und um wieder entdecken und um entwickeln. Was sich vor allem entwickelt ist eine Liebesgeschichte zwischen Iris und Max, dem Anwalt und einem alten Jugendfreund. Man spürt das Kribbeln das beide wohl durchfahren muss, als sie sich ineinander verlieben. Nicht kitschig, nicht dramatisch, sondern ehrlich.

Einen dieser perfekt beschriebenen Momente möchte ich kurz erwähnen:
"Obwohl er schon halb aus der Tür war, drehte er sich langsam zu mir um, hob das Kissen auf, zupfte es zurecht und lehnte sich an den Türrahmen. Das Kissen im Arm stand er da und sagte ncihts, und plötzlich hatte ich am ganzen Körper Gänsehaut."

Nun geht es um so viel in diesem Buch, so viele Geschichten werden erzählt, so viele Erinnerungen kommen wieder hoch, da würde man meinen das Buch wäre ein dicker Wälzer aber genau das Gegenteil ist der Fall. 255 Seiten im Taschenbuchformat. Ziemlich dünn, ich frag mich immer noch wie so viel da rein passen kann und es geht auch nicht zu schnell. Obwohl Iris gerade mal eine Woche im Haus ihrer verstorbenen Großmutter verbringt, kommt das was sich zwischen ihr und Max entwickelt nicht plump oder überrumpelt rüber.

Also, nicht nur für laue Sommernächte eine perfekte Lektüre zum abtauchen und ganz und gar fühlen.

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