Freitag, 29. April 2011

Auf zu neuen Ufern

www.aufzuneuenufern.at

Ich fühlte mich so,
als hätte ich jahrelang immer denselben Tag gelebt,
als wäre ich immer gleich aufgewacht,
als hätte ich immer dasselbe getan
und immer dieselben Träume gehabt...
(Paulo Coelho)

Reisen bedeutet in jedem Fall
-sich auszusetzen
-eine Art sich zu entkonditionieren und
- den Panzer der bequemen Gewohntheit abzulegen.
Nämlich dann erst fängt alles an:
WAHRNEHMUNG – ERFAHRUNG – VERÄNDERUNG
und das Reisen wird vielmehr als das blosse Aufsuchen von Sehenswürdigkeiten.
Nichts wird mehr selbstverständlich,
jeder Gang geht in eine Welt,
die neu ist,
wie der erste Tag in einem fremden Land.
(C. Niedergrottenthaler)

Heute berichte ich von einem tollen Erlebnis - dem Vortrag von Christina Niedergrottenthaler, "Auf zu neuen Ufern - 398 Tage alleine mit dem Rucksack auf Weltreise", eine Mulitmediapräsentation.

Ich hatte vor einer Woche zufällig in der Zeitung von dieser Veranstaltung gelesen. Nur ganz ein kleiner "Bericht" (vielleicht gerade mal drei Sätze) im Veranstaltungskalendar machten mich neugierig. Wo wir wieder beim Thema der "Anziehung" wären. Reisen interessiert mich im Moment sehr stark und irgendwie dreht sich unbewusst alles darum. Filme die ich sehe - Bücher die ich lese.

Heute kurz vorm Vortrag musste ich wieder für einen Moment gegen meinen inneren Schweinehund ankämpfen. "Ach, eigentlich bin ich ziemlich müde" - "Ich hab lange gearbeitet" - alle möglichen Ausreden schwirrten wieder rum. Mit der Einstellung, dass ich ja gehen könnte, falls es mir nicht gefallen würde, konnte ich mich selbst dann doch überreden. Und ich bin froh darüber - auch das Michael spontan mitkam.

Christina präsentiert in diesem ersten Teil ihrer Reise ihre Erfahrungen in Irland, Schottland und Indien - mit Hauptaugenmerk auf Indien. Auf einer großen Dialeinwand zeigt sie ihre Fotos untermalt mit toller Musik, dazu erzählt sie natürlich viele Anekdoten und Geschichten.

Kennt man alles schon? Ja, mag sein - aber Christina hat mich mehr überzeugt als sonst irgendein "Profi". Damit meine ich, dass ich vor ca. einem Jahr eine Diashow über Irland von einem Fotografen gesehen habe - die Bilder waren nett, ja sicher eigentlich ganz gut, aber für mich, da ich ja selber Fotografin bin, nichts besonderes und die Art des Vortrages war einfach nur langweilig. Ich konnte es gar nicht erwarten bis es endlich vorbei war - meiner Mutter zuliebe bin ich da nicht früher raus.
Christina macht es aber auf so erfrischende und lockere Weise, dass man ihr gerne zuhört. Wir haben viel gelacht und geträumt. Was ich einfach toll fand war, dass sie nicht ausschließlich Hochdeutsch gesprochen hat, sondern hauptsächlich Mundart. Wir sind Österreicher, warum untereinander plötzlich sich verstell. Auch waren ihre Sätze nicht vorher geschrieben und dann auswendig gesprochen - oder wenn, dann hat man es nicht gemerkt. Sie versprüht so viel positive Energie, dass man anfangs gar nicht weiß, wie man damit umgehen soll - da merkt man wieder, was man alles zu lernen hat.

Sie erzählt uns davon wie die Idee entstanden ist, wie sie das Ganze angegangen ist und wie die Reise schließlich verlaufen ist. Dazu gibt es eine gute Auswahl an Bildern. Sie ist sicher keine Profifotografin, aber ihre Bilder sind sehr gut, aber eben nicht perfekt. Wo wir wieder wären bei "Was ist schon perfekt?" - aber eben im Kontrast zu den Fotos des Reisefotografen, den ich zuvor gesehen hatte, der sich sicher mehr bemüht hat, konnten seine Bilder für mich emotionall nichts rüber bringen, ganz anders bei Christina. Die Fotos sind authentisch, ehrlich, man spürt etwas dabei - nicht perfekt ist eben manchmal interessanter. Ein Mensch, der alleine unterwegs ist, und nur für sich selbst mitdokumentiert, macht eben andere Bilder als ein Mensch, der dafür bezahlt wird, der vor hat, daraus eine große Reise-Diashow zu machen. Gefühle und Emotionen kann man nicht krampfhaft erzwingen, die müßen von selbst entstehen - dazu muss man einfach mal loslassen. Christina gibt uns das Gefühl wirklich mittendrin zu sein.

Auch gibt sie uns immer wieder Denkanstöße und regt uns an etwas nachzudenken.
So erzählt sie zum Beispiel:
Aus ihrer Heimat wurde sie vor und während ihrer Reise immer gefragt "Was machst du da so alleine? Was tut man da die ganze Zeit?"
Auf ihren Wegen traf sie auf viele andere Reisende, die haben sie auch immer ausgefragt, aber da waren die Fragen anders. Da ging es darum:
Wie heißt du? Woher bist du? Wie lange bist du unterwegs?
Es geht nicht darum was man macht, sondern wer man ist.

Der zweite Teil ihrer Präsentation folgt zwar erst im Herbst/Winter aber sie hat als Abschluss kurz noch über ihre letzte Station, New York, erzählt und von der Heimreise. Nach über einem Jahr unterwegs und der vielen erlebten Kulturen, erkannte sie wie schön wir es zuhause haben und dass sie stolz ist Österreicherin zu sein. Auch wenn sie sich erst wieder  an die Hektik daheim gewöhnen musste - sie hatte sich dann bewusst dafür entschieden nachhause zu kommen. Sie hatte sich bewusst dazu entschieden in Österreich, in diesem System zu leben.
Aber sie weiß, dass sie jederzeit aussteigen und wo anders leben könnte.

Steyr hat es leider versäumt diesen Vortrag gebührend anzukündigen, deshalb waren einige Plätze leer. Aber weniger ist eben oftmals mehr ;-) Soll heißen, es war angenehm und man konnte sich in Ruhe ein Platz aussuchen.

Christina macht noch ein paar Mal Station, mehr Infos gibts auf ihrer Homepage:





Dienstag, 26. April 2011

Hummeldumm, das Roman, ne






Klappentext:
9 Trottel mit albernen Sonnenhüten.
271 gar nicht mal so wild Tiere.
3877 Kilometer Schotterpiste im Minibus.
Und weit und breit kein Handynetz.


"Ich drückte meine Nase ans Busfenster und blickte hinaus ins weite Land. Die Namibier winkten uns und lachten. Klar lachten sie, sie waren ja frei. Wir nicht. Wir waren die in Blech gepackte Rache für die deutsche Kolonialzeit."

Nein, ich hab kein reines Bücherblog - aber im Moment bin ich so viel am Lesen und immer so tolle Bücher, da muss ich einfach a bissl drüber schreiben.

Hummeldumm ist mir ja schon öfter aufgefallen, nicht nur der Name, auch das Cover stechen aus der Masse hervor. Letztens hab ichs dann bei einem großen Büchereinkauf in der Buchhandlung meines Vertrauens mitgenommen. Ich brauchte ein paar lustige Bücher für meinen Paps, der Aufgrund einer Bandscheiben OP seit Wochen im Krankenstand war, und dringend eine Aufheiterung notwendig hatte. Tja... da er immer noch am ersten Buch "Mieses Karma" liest - und das seit nun 2 Monaten - hab ich mir mal Hummeldumm geschnappt. (drum wird Mieses Karma noch lange bei mir in der Warteschleife sein...)

Hauptfigur Matze ist mit seiner Freundin Sina auf einer Gruppenreise in Namibia. Was richtig spannendes erleben sie dort nicht, aber Matze, der vergessen hatte die wichtige Reservierungsgebühr für die neugekaufte Wohnung zu überweisen, hat ganz schönen Stress. Wie kommt man bitte im Nirgendwo an Internet, Handynetz oder überhaupt ein Telefon - so gut wie gar nicht. Aber gestehen will der Matze nicht, wie so viele Männer, deshalb wird er schon beim Start der Reise zu einen der Sonderlinge mit denen er die nächsten 2 Wochen verbringen muss. Der alte Seppelpeter mit seiner Videokamera, der schmierige Breitling und seine dumme Tussi Brenda, der Muskelprotz aber Langeweiler Kevin Schnabel, das schrullige und unlustige Wiener-Ehepaar Gruber, die tollpatschige Trixi aus der Schweiz und natürlich der Tourguide, ein waschechter Namibier... Bahee, ne. (Achtung Insider *g*)

Selten hab ich bei einem Buch so laut lachen müssen - was vor allem an den genial beschriebenen Dialogen lag. Ja, die Geschichte ist schon ein wenig vorhersehbar und es geht die ganze Zeit rein in den Bus, raus aus den Bus - aber das ist bei so einer Reise mal so. Besonders der Dialekt von Bahee wurde super getroffen, nur komisch, dass ich da eher Jorge von Germany's Next Topmodel vor mir sehe als einen Schwarzen.

Matze will Sina einfach nicht gestehen, dass er vergessen hat die Gebühr zu Überweisen, deshalb kommt es zu vielen Missverständnissen und Streiterein um Adapter und Handys (bei seinem ist natürlich der Akku leer). Die Reise selbst ist eigentlich gemütlich, die Vorkommnisse in der Gruppe dafür um so turbulenter.

"Unter den skeptischen Augen der frisch formierten Reisetruppe stapelte Bahee Taschen und Rucksäcke in den Kofferraum. Teilzeitrassist Max Breitling stand mit qualmender Kippe direkt daneben und beaufsichtigte das Ganze. "Sag mal, Chef, wie soll ich denn die Löwen sehen, wenn du die komplette Rückscheibe zustapelst!"
"Wenn da hinten ein Tier rumhupft, dann habt ihr doch vorne schon gesehen!" Augenzwinkernd packte Bahee meinen rosa Rucksack ganz obendrauf.
"Ich mach den mal an die Scheibe, ne, dann werde wir besser gesehen!" grinste er.
"Danke, sehr nett." (Kapitel 3)

Die Charaktere wirken so echt, so klischeehaft, aber so nachvollziehbar, man sieht sie direkt vor Augen und sie kommen einem teilweise sehr bekannt vor.

Interessant finde ich die mittelmäßige Bewertung bei Amazon - 3,5 Sterne von 5. Es scheint mal wieder ein Buch zu sein, das man liebt oder hasst. Ich fands vor allem lustig und unterhaltsam. Und trotz der skurilen und nervenaufreibenden Ereignisse, bekommt man doch Lust aufs Reisen, ne ;-)

Freitag, 22. April 2011

"Mein Leben, Meine Filme"

Was tut man, wenn man in eine wohlhabende Familie geboren wird, sogar im Krieg nie Hunger leiden musste, in der Welt herumgereist ist, Schwimm-Rekorde aufgestellt hat, und noch dazu intelligent und clever ist?
Man wird auch noch erfolgreicher Film-und Fernsehstar, zu einem der größten Kultphänomene und ist Mitbegründer eines neuen Filmgenres: den Hau-Drauf-Filmen.
Kurz, man ist: Bud Spencer.

Bud Spencer, brauch ich wohl niemanden vorstellen - hoffe ich. Zu seinen vielen Talenten und Erfolgen, darf er nun auch das Schreiben eines Bestsellers zählen. Denn Bud, oder in diesem Falle eigentlich Carlo Pedersoli, wie sein echter Name lautet, führt die Verkaufscharts von Amazon auf Platz 1 an und bereits die erste Auflage seiner Autobiografie ist vergriffen. Erst seit kurzem kann man diese wieder bestellen.

Ich war noch nie ein Fan von Biografien, hatte bis jetzt auch noch nie eine zu Ende gelesen. Sie waren einfach nie so persönlich, so "aus dem Bauch heraus" geschrieben. Viele Star-Geschichten beginnen ja mit einer schweren Kindheit oder mit einem Leben in Armut - wie die typischen Heldengeschichten eben beginnen, doch Bud bleibt ehrlich.

Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, hüpfte von einer erfolgreichen Karriere zur nächsten, probierte vieles aus, bereiste viele Länder, und war eben auch Schwimm Olympiameister und stellte einige Rekorde auf. Von Anfang an erfährt man vieles aus seinem Leben, Hauptaugenmerk natürlich auf seine Filme. So kann man schon auch sagen, dass dieses Buch natürlich nur was für Fans ist, denn wer liest die Biografie von jemanden den er nicht mag? Ich glaube, das kommt eher selten vor.

Das Buch kommt einfach total locker rüber, was sicher auch an der tollen Übersetzung von Leo Schmidt liegt. Ich musste auch ein paar Mal so richtig herzhaft lachen, die Anekdoten sind einfach super. Man erfährt einiges an Hintergrundwissen zu den Filmen aber auch zu der Zeit als der Italo-Western groß raus kam.

Mit dem Italo-Western kam auch irgendwann der Spaghetti-Western. Aber alles hatte seine Zeit. Solche Filme wären heute einfach nicht mehr machbar. Alles wäre zu technisch perfekt, die Filme damals waren noch rauh und ehrlich. Aber wie schon damals alles ausgemerzt und ausgenutzt wurde, so ist es doch auch heute. Man denke nur an das neue Wir-verarschen-Teenie-Horrorfilme-Genre. Gibts von Scary Movie nicht schon fünf Teile?

Ich schweife ab - zurück zum Buch. Mir als Fan dient es nicht nur dazu, mehr über meinen Liebling zu erfahren, sondern es regt mich auch an über mein Leben nachzudenken. Was man von Bud lernen kann ist seine, wie er selbst sagt, "Scheiß drauf" Einstellung. Er macht die Dinge einfach, er grübelt und überlegt nicht lange. Er zweifelt nicht.
Mehrmals dachte ich mir während dem Lesen, 'Ich will auch nach Südamerika', 'Ich will auch hier und dort hinreisen' - ein Gedanken der mir in letzter Zeit immer vermehrter im Kopf rumspukt.

Man könnte auch meinen, Bud würde ein Loblied auf sich selbst (und Terence Hill) singen, was er vermutlich auch tut, aber das ist schon berechtigt. Natürlich übergeht er den Kinoflop "Die Troublemaker", aber er hat ja auch einen ganz anderen Bezug dazu. Wir wünschten uns alle einen neuen Bud/Terence Film aber die Zeit war einfach vorbei, für Bud ist es ein Familienwerk von Terence und dessen Sohn. Von daher konnte es ihm eher egal sein, wie gut der Film ankommt.
Aber er hängt schon sehr an seinem Publikum, er schreibt viel davon, und betont immer wieder, dass er ja eigentlich nie Schauspieler werden wollte und auch keiner ist, er spielt sich mehr oder weniger selber und nur alleine die Liebe des Publikums hielt sein Alter-Ego Bud Spencer am Leben. Fürs Publikum hatte er die Filme gemacht. Die Filme sollen uns unterhalten und zum lachen bringen und genau das hat er (mit Terence) erreicht.

Und genau so ist es mit seinem Buch, es ist Unterhaltung - aber in diesem Fall noch mehr. Es ist eine Hommage an das Leben. Bud hat sein Leben in vollen Zügen ausgekostet, er hat alles gemacht was er wollte, alles ausprobiert was ihn interessierte, sich nie darum geschert was andere sagen und er zeigt, dass man auch mit über 80 noch voll dabei sein kann.


Abschließend kann man daher nur sagen:

"Ich weiß, dass ich jetzt eigentlich zum Abschluss [...] den kommenden Generationen einen weisen Rat mit auf den Weg geben sollte, aber mir fällt nichts Besonderes ein, abgesehen von dem, was ihr schon wisst, aber was man ruhig noch mal betonen kann: Geht niemals gleich nach dem Essen baden und setzt keine Hunde aus! Alles Weitere überlasse ich euch, vorausgesetzt, ihr selbst übernehmt die Verantwortung dafür. Das Leben ist wie ein Film, dessen Anfang uns jemand erzählt hat, aber dessen Ende niemand kennt."

Bud Spencer - mein Leben, meine Filme - die Autobiographie

Dienstag, 19. April 2011

Into the Wild




Seit nun vermutlich schon mehreren Monaten lag dieser Film in unserem DVD-Regal herum. Ein weiterer Spontankauf - diesmal nicht von mir, sondern von Michael (sprich: Meikel *g*).
Gestern war es dann aber soweit, im TV wiedermal nur Ärzte die sich durch alle Betten schlafen und Urzeitmonster die plötzlich wieder ihr Unwesen in der Jetztzeit treiben. Nix für uns.
Und vielleicht liegt es auch an diesem Gesetz der Anziehung, dass es ausgerechnet jetzt so weit war, dass wir uns diesem Film ansahen. Oft hatten wir ihn dann schon in den Händen, aber es hatte einfach nie gepasst und wir entschieden uns für einen anderen.
Die letzten Tage, nun vielleicht schon Wochen, fallen mir immer mehr solcher Juwelen in die Hände, sei es ein Buch oder Film. Bücher und Filme die inspirieren, den Horizont erweitern. Ein paar davon hab ich ja bereits vorgestellt.

Nun war es aber wieder ein Film. Nach "der Duft von Lavendel" dachte ich, endlich wieder ein einfühlsamer und intelligenter Film, wie lange wird es wohl dauern, bis ich das wieder sagen könnte? Nicht lange. Gerade mal ein paar Tage.

Into the Wild handelt von Chris McCandless, später bekannt als Alexander Supertramp. Alex ist ein Aussteiger. Als er noch Chris war, kämpfte er mit seiner wohlhabenden aber unglücklichen und auch teils verlogengen Familie. Seine Schwester war sein einziger Rückhalt. Ich denke Chris hat sich sein Leben lang sozialen Themen gewidmet. Mit seinem altem Auto machte er vor Beginn des Studiums eine mehrwöchige Reise durch die USA kam aber rechtzeitig wieder zurück um sich seinem Abschluss zu widmen. Als er den in der Tasche hatte, wollten ihm seine Eltern ein neues Auto kaufen und was sagt Chris?
"Ich möchte nichts."
Irgendwann ist es dann soweit, er legt das Leben des Chris ab. Er  verabschiedet sich vom System in dem wir leben und dem Konsum der uns umgibt und unser Leben bestimmt.

Als Alex Supertramp reist er ohne Geld und ohne Ausweis durchs Land - mit einem Ziel: Alaska.
Was will er tun wenn er dort ist?
Einfach nur leben.
Ja, völlig ohne Geld, alle Ersparnisse spendete er Wohltätigen zwecken, seine sämtlichen Ausweise vernichtete er und sein geliebtes Auto, von welchem er zuvor die Kennzeichen entfernte, stellte er irgendwo in der Wüste ab. Chris wurde gelöscht, Alex war geboren.

Er schaffte es auch bis nach Alaska, auf seiner Reise begegnete er vielen interessanten Menschen, er war zwar ein Einzelgänger, aber er scheute die Menschen nicht. Er suchte auch manchmal ihre Nähe, aber er lies sich nicht von seinem Ziel ablenken. In Alaska angekommen lebte er seinen Traum - völlig alleine in der Wildnis. Aber war er darauf vorbereitet? Wurde er ein Teil der Wildnis?
Wie viele andere Blogbeiträge oder Kommentare zu diesem Film, möchte ich das Ende nicht verraten. Denn ich muss zugeben, es hat mich überrascht...

Sean Penn liefert hier ein wahres Meisterstück und das obwohl oder vielleicht gerade weil er nicht schauspielerte. Nicht falsch verstehen, ich habe ihn schon früher als Schauspieler sehr geschätzt, aber was er da abliefert ist einfach nur der Hammer. Dem geldgeilen Hollywood zum Trotz liefert er ein Film mit so viel Tiefgang ab, dass man, nachdem der Film zu ende ist, sich erstmal erholen muss.
Und vermutlich die Nase putzen, denn diese gewaltigen Bilder und genialen Schauspieler rühren einen schon zu der ein oder anderen Träne.

Sean Penn hat den Film an das gleichnamige Buch von Jon Krakauer basiert, und dieses widerum basiert auf einer wahren Geschichte. Sicherlich ist das nicht ein Film für jedermann, nicht jeder ist bereit sich einen Film der über 2 Stunden dauert anzusehen. Nicht jeder kann mit der Message umgehen und es geht auch gar nicht darum Alex` Einstellung nachzuvollziehen, man kann ja mal damit anfangen sich einfach zu Fragen, ginge das in unserem Land?

Das habe ich mich nämlich schon während dem Film gefragt und bin zur vorläufigen Antwort gekommen: Nein. Ohne Geld bei uns herumreisen, kurzzeitig wo jobben? Ich denke, da sind die Amis eindeutig offener. Aber ich finde die Idee total interessant und hatte während des Films auch oft das Bedürfnis, diese ganzen Karten zu zerschneiden, Mitgliedkarten, Kundenkarten, etc. bla bla. All diese Dinge bei denen man registriert ist und ja eigentlich dem Unternehmen nur für Auswertungen und gezielte Werbung dient. Ich will nicht schwarzmalen, aber wozu? Und wozu so viel besitzen? Wenn doch alles was man braucht in einen großen Rucksack passt. Aber vermutlich bin ich da heuchlerischer als Chris/Alex. Ich finde diese Lebensweise total interessant und würde sie gerne mal ausprobieren, aber vermutlich immer mit dem Gedanken "nur für eine begrenzte Zeit". Es genügt aber auch schon sich diese Frage zu stellen: Könnte ich ganz los lassen? Könnte ich diesen überall registrierten und teilsüberwachten, von Medien abhängigen Menschen hinter mir lassen?


Einfach nur leben?




Mittwoch, 13. April 2011

Ladies in Lavender


Der Duft von Lavendel
- Ladies in Lavender -

Diesmal kein Buch, sondern ein Film.

"Der Duft von Lavendel" basiert aber auf einer Kurzgeschichte. Ich kenne das Original nicht, aber diese Verfilmung kann ich nur jedem der ein Herz für poetische, gefühlvolle Filme hat empfehlen. Es ist ja immer so ein Ding mit Buchverfilmungen, meist werden diese dem Original nicht gerecht und wie gesagt, ich kann es hier nicht beurteilen, aber der Film strahlt so eine Ruhe aus, mit so viel Bedacht wird die Geschichte von den Schwestern und dem Gestrandeten erzählt. 

Judi Dench, als junggebliebene und etwas naive Ursula, Maggie Smith als etwas verbitterte Janet und Daniel Brühl als der talentierte Geiger Andrzej. Ich bewundere die beiden Damen ja schon länger, sie sind einfach beeindruckend, aber auch Daniel Brühl, finde ich, ist einer der besten jungen Schauspieler zur Zeit.

Man könnte den Film mit einem Wort beschreiben - wunderschön. Denn wunderschön trifft nicht nur auf die Landschaften in Cornwall zu, sondern auch auf die beiden Hauptdarstellerinnen. Die beiden sehen einfach so bezaubernd schön aus. 
Die Melancholie wird aber durch wunderbaren Humor aufgelockert. Zu verdanken ist das vor allem der genialen Darstellung der Haushaltshilfe Dorcas durch Miriam Margolyes. Die wunderschöne Natascha McElone als Olga versprüht pure Lebensfreude und hält den Film jung.

Aber worum gehts?

1936:
Die älteren Schwestern Ursula und Janet finden eines Morgens einen jungen Ausländer, der an ihren Strand gespült wurde. Sie nehmen ihn auf und pflegen ihn gesund. Andrzej, der wie sich herausstellt ein begabter Geiger ist, belebt das Haus der beiden Frauen und vor allem Ursula scheint sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Er dürfte sie an eine junge Liebe erinnern. Irgendwann ist Andrzej gesund und freundet sich mit der Urlauberin Olga an, deren Bruder ein erfolgreicher und bekannter Musiker ist. Ursula und Janet fürchten um ihren liebgewonnen Gast...





Ich habe mich übrigends total in diesen freistehenden Balkon verliebt - sowas brauche ich auch für mein Haus. 

Und wie bin ich wieder zu diesem Film gekommen?

Vermutlich wie bei vielem was mir unterkommt - durch Zufall. Wobei, es gibt keine Zufälle, ich glaube, auch hier nicht. Amazon hatte ihn schon oft bei den Empfehlungen für mich, ich hatte ihn sogar schon im Warenkorb - keine Ahnung warum ich hin aber dann nicht gekauft habe. Auch auf meinem Wunschzettel hatte ich ihn, aber nie bekommen. Vor ein paar Tagen kam er mir dann wieder unter - im städtischen Einkaufszentrum in der DVD Abteilung, ich war nicht auf der Suche danach, aber diesmal gab ich endlich nach.

Ich kann jetzt schon sagen, dass dieser Film zu meinen absoluten Lieblingen ever gehört.


Dienstag, 12. April 2011

Liebe Isländer!


Liebe Isländer,
da habt ihr ja echt einen genialen Autor - Huldar Breidfjörd hat mich mit diesem Roman echt begeistert.

Wiedermal zufällig entdeckt, machte mich schon alleine der Titel neugierig. So simpel. So kurz. Ich bin mal so faul und gebe ich hier einfach den Klappentext an:

"Mitten im tiefsten Winter beschließt ein 25-jähriger Mann aus Reykjavík, seinem Leben eine neue Richtung zu geben: Weil ihm der monotone Alltag des coolen Lebens in der Hauptstadt über ist, und er es satthat, zwischen Arbeit, Bar und Spirituosengeschäft zu pendeln, kauft er sich einen alten Lappländer-Jeep und das nötige Überlebensequipment und macht sich auf eine zweimonatige Reise durch das eisklirrende Island. Er will seine Heimat und dessen Einwohner kennenlernen und zugleich mehr über sich selbst erfahren. Im Uhrzeigersinn begibt er sich auf seine Tour durch dieses an Wundern volle Land, die ihn an die entlegensten Orte führt und mitten hinein in die isländische Seele." 

Mir ging und geht es auch oft so wie Huldar. Der Alltag frisst einen auf und irgendwann will man einfach nur weg - aber wohin? Warum nicht mal echt was riskieren - und das eigene Land bereisen? Das dachte ich mir auch schon oft. Bevor man andere Kulturen kennenlernt, sollte man wohl vor allem mal seine eigene so richtig erleben.

Einerseits könnnte man sagen - es passiert jetzt nicht viel in diesem Roman, wobei, das wäre auch wieder falsch. Der reist schließlich durch ein Land, trifft auf unterschiedliche Menschen, hat vor allem mit den schlechten Straßenverhältnissen zu kämpfen und das völlig alleine - das ist viel Erfahrung für einen Menschen aber jemand der Action oder große Ereignisse sucht ist bei diesem Roman wohl falsch.
Aber für mich macht es gerade das so interessant. Ich liebe ja Bücher die Geschichten von Dorfbewohnern und einsamen Landschaft erzählen - und dafür ist es genau richtig.
Auch erkenne ich mich teilweise selbst in seinen Erlebnissen mit dem Auto im tiefsten Winter - ich habe ja auch mit manch interessanten Bergstraßen zu kämpfen, wobei die gegen Island wohl nur ein Klacks sein können... nee noch kleiner, ein Klacksi, Klackserl....

Viele Bücher warten gerade darauf von mir verschlungen zu werden, im Moment kommen mir einfach so viele interessante Stücke unter - deshalb wird sich hier auch mehr in diese Richtung tun. In der Sidebar rechts hab ich daher auch immer einen aktuellen Status was das Lesen betrifft integriert.

Für alle Norden-Fans kann ich dieses Buch nur wärmstens (und warm ist es in Island nun gar nicht) empfehlen.

Alles Liebe,

Sonntag, 3. April 2011

Ich wollte heute ein vierblättriges Kleeblatt pflücken..

... tat es aber dann doch nicht.

Was zum einen daran lag, dass es eigentlich gar keines war, sondern zwei Kleeblätter die sich ineinander verhangen hatten. Aber schon bevor ich das rausfand, stellte ich mir die Frage:
Was tue ich, wenn das wirklich eines ist?

Man blickt ja oft über die Wiesen in der Hoffnung mal Eines zu erblicken - zumindest ich tue das. Aber gefunden habe ich noch keines. Also saß ich da so in der Wiese und dachte, wenn es wirklich ein so besonderes Kleeblatt ist, dann kann ich es gar nicht pflücken.

Mir wurde klar, dass alleine die Freude eines gefunden zu haben viel bedeutsamer ist als es dann tatsächlich zu besitzen. So konnte ich mich immer daran erinnern, wo es stand,wie die untergehende Sonne das Grün der Blätter strahlen lies, und wie prickelnd dieser Augenblick war.
Wenn ich es besitzen würde - wäre dieser Zauber nicht mehr so besonders, denn dann würde ich das ausgerissene Ding ansehen, würde es trocken, vermutlich wo hinlegen, oder einrahmen, aber ich würde immer das tote, trockene Blatt sehen.

So entschloss ich mich, schon bevor ich die optische Täuschung bemerkte, dass ich mich für den Zauber des Moments entscheide. Nur weil man etwas besitzt heißt das nicht, dass man sich deshalb besser oder glücklicher fühlt. Es geht doch irgendwie darum was man erlebt und was man fühlt.

In diesem Sinne,
wünsche ich eine bezaubernde neue Woche <3


Alles Liebe,