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Ich fühlte mich so,
als hätte ich jahrelang immer denselben Tag gelebt,
als wäre ich immer gleich aufgewacht,
als hätte ich immer dasselbe getan
und immer dieselben Träume gehabt...
(Paulo Coelho)
Reisen bedeutet in jedem Fall
-sich auszusetzen
-eine Art sich zu entkonditionieren und
- den Panzer der bequemen Gewohntheit abzulegen.
Nämlich dann erst fängt alles an:
WAHRNEHMUNG – ERFAHRUNG – VERÄNDERUNG
und das Reisen wird vielmehr als das blosse Aufsuchen von Sehenswürdigkeiten.
Nichts wird mehr selbstverständlich,
jeder Gang geht in eine Welt,
die neu ist,
wie der erste Tag in einem fremden Land.
(C. Niedergrottenthaler)
Heute berichte ich von einem tollen Erlebnis - dem Vortrag von Christina Niedergrottenthaler, "Auf zu neuen Ufern - 398 Tage alleine mit dem Rucksack auf Weltreise", eine Mulitmediapräsentation.
Ich hatte vor einer Woche zufällig in der Zeitung von dieser Veranstaltung gelesen. Nur ganz ein kleiner "Bericht" (vielleicht gerade mal drei Sätze) im Veranstaltungskalendar machten mich neugierig. Wo wir wieder beim Thema der "Anziehung" wären. Reisen interessiert mich im Moment sehr stark und irgendwie dreht sich unbewusst alles darum. Filme die ich sehe - Bücher die ich lese.
Heute kurz vorm Vortrag musste ich wieder für einen Moment gegen meinen inneren Schweinehund ankämpfen. "Ach, eigentlich bin ich ziemlich müde" - "Ich hab lange gearbeitet" - alle möglichen Ausreden schwirrten wieder rum. Mit der Einstellung, dass ich ja gehen könnte, falls es mir nicht gefallen würde, konnte ich mich selbst dann doch überreden. Und ich bin froh darüber - auch das Michael spontan mitkam.
Christina präsentiert in diesem ersten Teil ihrer Reise ihre Erfahrungen in Irland, Schottland und Indien - mit Hauptaugenmerk auf Indien. Auf einer großen Dialeinwand zeigt sie ihre Fotos untermalt mit toller Musik, dazu erzählt sie natürlich viele Anekdoten und Geschichten.
Kennt man alles schon? Ja, mag sein - aber Christina hat mich mehr überzeugt als sonst irgendein "Profi". Damit meine ich, dass ich vor ca. einem Jahr eine Diashow über Irland von einem Fotografen gesehen habe - die Bilder waren nett, ja sicher eigentlich ganz gut, aber für mich, da ich ja selber Fotografin bin, nichts besonderes und die Art des Vortrages war einfach nur langweilig. Ich konnte es gar nicht erwarten bis es endlich vorbei war - meiner Mutter zuliebe bin ich da nicht früher raus.
Christina macht es aber auf so erfrischende und lockere Weise, dass man ihr gerne zuhört. Wir haben viel gelacht und geträumt. Was ich einfach toll fand war, dass sie nicht ausschließlich Hochdeutsch gesprochen hat, sondern hauptsächlich Mundart. Wir sind Österreicher, warum untereinander plötzlich sich verstell. Auch waren ihre Sätze nicht vorher geschrieben und dann auswendig gesprochen - oder wenn, dann hat man es nicht gemerkt. Sie versprüht so viel positive Energie, dass man anfangs gar nicht weiß, wie man damit umgehen soll - da merkt man wieder, was man alles zu lernen hat.
Sie erzählt uns davon wie die Idee entstanden ist, wie sie das Ganze angegangen ist und wie die Reise schließlich verlaufen ist. Dazu gibt es eine gute Auswahl an Bildern. Sie ist sicher keine Profifotografin, aber ihre Bilder sind sehr gut, aber eben nicht perfekt. Wo wir wieder wären bei "Was ist schon perfekt?" - aber eben im Kontrast zu den Fotos des Reisefotografen, den ich zuvor gesehen hatte, der sich sicher mehr bemüht hat, konnten seine Bilder für mich emotionall nichts rüber bringen, ganz anders bei Christina. Die Fotos sind authentisch, ehrlich, man spürt etwas dabei - nicht perfekt ist eben manchmal interessanter. Ein Mensch, der alleine unterwegs ist, und nur für sich selbst mitdokumentiert, macht eben andere Bilder als ein Mensch, der dafür bezahlt wird, der vor hat, daraus eine große Reise-Diashow zu machen. Gefühle und Emotionen kann man nicht krampfhaft erzwingen, die müßen von selbst entstehen - dazu muss man einfach mal loslassen. Christina gibt uns das Gefühl wirklich mittendrin zu sein.
Auch gibt sie uns immer wieder Denkanstöße und regt uns an etwas nachzudenken.
So erzählt sie zum Beispiel:
Aus ihrer Heimat wurde sie vor und während ihrer Reise immer gefragt "Was machst du da so alleine? Was tut man da die ganze Zeit?"
Auf ihren Wegen traf sie auf viele andere Reisende, die haben sie auch immer ausgefragt, aber da waren die Fragen anders. Da ging es darum:
Wie heißt du? Woher bist du? Wie lange bist du unterwegs?
Es geht nicht darum was man macht, sondern wer man ist.
Der zweite Teil ihrer Präsentation folgt zwar erst im Herbst/Winter aber sie hat als Abschluss kurz noch über ihre letzte Station, New York, erzählt und von der Heimreise. Nach über einem Jahr unterwegs und der vielen erlebten Kulturen, erkannte sie wie schön wir es zuhause haben und dass sie stolz ist Österreicherin zu sein. Auch wenn sie sich erst wieder an die Hektik daheim gewöhnen musste - sie hatte sich dann bewusst dafür entschieden nachhause zu kommen. Sie hatte sich bewusst dazu entschieden in Österreich, in diesem System zu leben.
Aber sie weiß, dass sie jederzeit aussteigen und wo anders leben könnte.
Steyr hat es leider versäumt diesen Vortrag gebührend anzukündigen, deshalb waren einige Plätze leer. Aber weniger ist eben oftmals mehr ;-) Soll heißen, es war angenehm und man konnte sich in Ruhe ein Platz aussuchen.
Christina macht noch ein paar Mal Station, mehr Infos gibts auf ihrer Homepage: