Montag, 26. März 2012

Was bewirkt mein Einkauf?

Voller Freude nehme ich meinen kleinen Weidenkorb und fahre mit dem Auto Richtung Ort. Den Hügel hinab, durch den Wald und an mehreren Vierkanthöfen vorbei.
Einmal, zweimal tief durchatmen.
Ich erfreue mich jedesmal aufs Neue an der Landschaft, den weiten Feldern und Wiesen. Ich bin froh, dass ich an meinem freien Tag auch das Wetter genießen darf. Ja, ich freu mich sogar auf meinen kleinen Einkauf den ich vor mir habe. In der Stadt war ich immer eher genervt wenn ich einen Supermarkt betreten habe. Natürlich passiert es auch jetzt noch, dass ich ab und zu auf dem Nachhauseweg von der Arbeit in einem Supermarkt ein paar Kleinigkeiten die fürs Abendessen fehlen besorge. Aber ich bin jedesmal froh, wenn ich da wieder rauskomme.
Zu viele Produkte, zu viele Schilder die mir einreden wollen, dass ich nun dies oder jenes brauchen würde. Und ich würde davon nicht nur ein Stück, sondern sogar 2+1 benötigen.

Durch ein bio-regionales Netzwerk (www.netswerk.at) kann ich nun diesem Preiskrieg aus dem Weg gehen. Einmal in der Woche wird bestellt, sogar neumodern über einen Onlineshop, und am Ende der Woche kann man die Waren abholen. Es wird dort nur geliefert was benötigt wird, so wird nichts weggeworfen. Auch Verpackungen werden wieder zusammen gesammelt (zB von Eiern) und vieles gibt es nur in Pfandflaschen und -gläser. Die Produkte selbst stammen direkt aus der Region, nur manches von weiter her, aber alles biologisch.

Nun, gutgläubig wie ich manchmal bin, dachte ich in dem kleinen Dorf "Supermarkt" würde es ähnlich aussehen. Wir sind in unserem Ort umgeben von Produzenten, da wäre es doch das Naheliegendste diese Waren dort zu verkaufen. Gleich unterhalb von unserem Wohnhaus gibt es zB einen Biomilchhof und einen spezialisierten Schafmilchhof. Aber im kleinen Kühlregal fand ich nur die üblichen Produkte von Großkonzernen.
Die Stimmung im Laden ist jeodoch angenehm, es gibt nicht die große Auswahl wie in der Stadt, von vielen Produkten etwa "nur" zwei bis maximal drei verschiedene Sorten. Obwohl die Gänge schmal und die Regale klein sind, ist alles viel übersichtlicher eben weil die große Menge fehlt.
Die Kassiererin an der Kasse, die wie ich vermute auch die Inhaberin ist, ist Ortsbekannt. Ich kann sie nur schätzen aber mit viel Liebe sage ich, sie ist jenseits der 70. Mühevoll nimmt sie Platz auf ihrem Sessel. Es gibt keinen Scanner um die Joghurts, Säfte und was auch immer mit dem Barcode einzulesen. Sie weiß alle Preise auswendig und tippt sie mit einer gemütlichen Ruhe in ihr altes Kassengerät ein. Keine Hektik. Kein Stress. Am Land gehen die Uhren eben doch noch anders. Und genau deshalb wäre es so schön auch in so einem Laden die heimischen Waren vorzufinden.

Das ist doch Ironie pur. Man folgt dem Slogan "Fahr nicht fort, kauf im Ort" um die regionale Kaufkraft zu stärken aber findet dann doch häuptsächlich nur nicht-regionale Waren. Welche Logik ist das?
Klar, hinter dem kleinen Laden steht ein großer Konzern, so regional ist das Ganze nämlich schon mal nicht, sonst würde er einen eigenen Namen haben aber das tut er nicht. Er gehört zu einer Kette. Ohne so einen finanziellen Unterstützer geht es wohl nicht - oder ist das nur ein Irrglaube?
Man bräuchte wohl ein ganz neues Konzept basierend auf der Idee von Netswerk (falls man nicht die Möglichkeit hat direkt dort einzukaufen). In einem Nachbarort gibt es da bereits erste Versuche. Ein Bürger hat sich mit eben so einer Kette zusammengetan aber mit den Bedingungen viele regionale Produkte aufzunehmen.So ist gesichert, dass es im kleinen Ort überhaupt noch einen Supermarkt gibt.

Die großen Supermarktketten sehen mich aber sowieso nur noch im "Notfall" - nur weil eine Zutat fehlt ist man noch nicht am verhungern - denn ich bin nicht mehr gewillt diese Verschwendungen und Ausbeutungen zu unterstützen. Vielen ist leider nicht klar, dass sie mit jedem Einkauf etwas bewirken. Was sagt das über einen selbst aus, wenn man Tomaten aus Spanien kauft? Dass man gar nicht mehr weiß, dass es eben jetzt gerade keine Tomaten gibt, weil das in der Natur bei uns so ist. Nun brauche ich vielleicht gerade Tomaten also kaufe ich diese, aber zu welchem Preis? Dafür, dass die in Massen gezüchtet dann per LKW verladen und eine so weite Strecke hinter sich haben, dafür sind sie dann schon etwas billig. Wie kann das sein? Somit wird ein Gemüse zum Umweltverschmutzer.
Ich habe nicht den ganzen Winter ohne Tomaten durchgehalten, wobei ich meinen Verzehr schon sehr reduziert habe. Ich schätze so 4 Tassen habe ich in der Saison wo es sie jetzt eigentlich nicht gibt gekauft. Ansonsten habe ich konservierte Formen genutzt - aber diese Arten und Möglichkeiten muss man erst wieder lernen. Wir denken ja, es ist normal, dass wir ständig alles zur Verfügung haben. Ungläubig starrte ich letztens meine Mutter an als es Erdbeeren zum Nachtisch gab. Ja, auch in der Familie muss man dann viel Aufklärungsarbeit leisten. Das ist nicht immer leicht.

Aber wenn ich die Wahl habe etwas Gutes oder Schlechtes zu tun - wofür entscheide ich mich?
Wofür entscheidest Du Dich?

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