Samstag, 31. März 2012

Ei, Ei, Ei

Noch eine Woche auf Ostern - dann gehts wieder los mit der Vielfresserei.
Klingt etwas frustiert? Ja, das bin ich auch. Weil ich jetzt schon weiß, dass bei den großen Familienfeiern wieder Diskussionen aufkommen werden, wenn ich mich weigere etwas zu essen.

Warum immer diese großen Mengen an Essen?
Warum? Warum? Es geht doch um das zusammen sein - wenn man vom religiösen Hintergrund mal absieht, der ja der eigentliche Hauptgrund sein sollte aber irgendwie nie zur Sprache kommt. Da beginnt ja schon die ganze Heuchlerei.
Warum muss dann so ein rießen Wirbel ums Essen gemacht werden? Mittags: Vorspeise, großzügige Hauptspeise (natürlich von allem viel zu viel) und danach noch Nachspeise (obwohl einem da schon das Essen bis zum Hals wieder nach oben steht) und zu guter letzt natürlich abends die Jause.
Zum ich weiß nicht wievielten Male nehme ich mir vor dieser Lebensmittelverschwendung zu trotzen. Ja, es ist eine Verschwendung wenn man satt ist und trotzdem isst. Dieses mal schaffe ich es.

Seit dem letzten Jahr bin ich wieder um einiges schlauer geworden. Vor kurzem hab ich bereits das Buch "Landleben" vorgestellt. Es ist ein Tatsachen- bzw. Erfahrungsbericht von einer Städterin die aufs Land zieht. Aber es geht um viel mehr. Durch dieses Buch lernt man auch einiges über Lebensmittel, deren Verwendung und Entstehung. Ich habe zwar immer darauf geachtet Bio-Eier aus Freilandhaltung zu kaufen, aber nie habe ich den Konsum an sich in Frage gestellt.

Die Autorin bringt einem zum Nachdenken. Wenn ich es jetzt richtig im Gedächtnis habe ist sie Veganerin - und ich muss zugeben, diese Lebensart habe ich nie wirklich verstanden. Jetzt ist mir das um einiges klarer. Es geht nicht nur um die Artgerechte Haltung des Tieres, sondern auch um die Ausbeutung die beim Verzehr tierischer Produkte wie Ei, Milch, etc. stattfindet. Wieviel Milch es auf der Welt eigentlich braucht für die ganzen Käsen, Joghurts, Topfen, etc. Und eine Kuh gibt ja eigentlich nur Milch für ihre Kälber - davon erhalten die Kälber aber meist nichts.
Wieviele Kühe braucht es für diese Massen an Verzehr weltweit? Wieviele Acker und Felder müßte es dafür geben? Einerseits damit die Kühe ihr Leben darauf verbringen können andereseits für den Futteranbau. Wahnsinn, wenn man sich das mal vor Augen führt.

Das selbe ist es mit Eiern. Wir essen Eier ja nicht nur in ihrer ursprünglichen Form, sie werden überall verwendet, für Nudeln, Mehlspeisen, etc. Weltweit - wieviele Hühner muss es dafür geben? Wo sollen die alle leben? Es gibt zwar Richtlinien für Biohaltung, die sicher gerechter ist als Konventionelle aber ist sie wirklich artgerecht? Hühner leben eigentlich von Natur aus in Kleingruppen. Bei biologischer Haltung dürfen es maximal 140 Hühner pro Hektar sein (230 konventionell). Nun, ist 140 eine Kleingruppe?
Aus dem Buch "Landleben":
"(...) obwohl Bio, sind sie so stark auf Legeleistung gezüchtet, dass die männlichen Küken am Tag des Schlüpfens <entsorgt> werden müssen. Einmal im Jahr werden sie zum Schlachter gefahren, kopfüber in Elektrobäder, die nicht immer volle Wirkung zeigen, betäubt und dann auf Fließbändern weiter zum Schlachten gefahren. Doch bis dahin geht es immerhin halbwegs gut."

Was lernt man eigentlich heutzutage in der Schule? Anscheinend nichts über die sogenannten "Nutztiere", was ihre ursprüngliche Lebensart betrifft, die Herkunft unserer Lebensmittel, nichts. Sonst würde ich nicht alles erst JETZT lernen. Ich wußte nicht, dass Hühner eigentlich im Wald lebten. Ich schäme mich dafür, weil so grundliegende Dinge sollte man lernen. Das sollten auch unsere Kinder. Vielleicht heißt es wieder "für diese Grausamkeiten die in der konventionellen Landwirtschaft herschen sind sie zu jung" - Blödsinn. Keiner findet diese sogenannten Horrorgeschichten schön, das hätte ich nicht als Kind und tue ich auch nicht als Erwachsener und hätte ich damals als Kind früher bescheid gewusst, wäre jetzt schon alles viel eingespielter, müßte ich mir nicht erst jetzt so viel beibringen. Aber ich tue es gerne, soll jetzt nicht klingen als wäre mir das lästig. Ich finde, es sollte einfach zur Erziehung gehören.

In ihrem Buch "Landleben" schreibt Hilal Sezgin weiters:
"In der Nähe des Dorfes gibt es eine Hühnerfarm mit knapp 10 000 Legehennen, die in biologischer Freilandhaltung Eier produzieren. (...) Einige Jahre zuvor hatte ich für einen Zeitungsartikel die Produktion von Hühnern und Eiern recherchiert, das hatte mir genügt. Weil heutige Hühner so stark auf eine bestimme Leistung - die Produktion von Eiern oder Fleisch - gezüchtet sind, sind die männlichen Küken überflüssig und werden noch am Tag des Schlüpfens aussortiert, begast und durch einen Schredder gedreht. Ein Vegetarier sollte das mitbedenken, wenn er Eier isst."

Wären wir beim Thema Vegetarier. Ein Thema das mir Kopfzerbrechen bereitet. Ich liebe Schnitzel. Ganz dünn, fein paniert mit Preiselbeeren. Lecker. Aber immer öfter habe ich schon während des Essens ein schlechtes Gewissen. Bis jetzt wusste ich nie woher das Fleisch kommt. Wie heuchlerisch ist es also von mir so auf die Rechte der Tiere und den Wert von biologischem Essen, sowie umweltbewussten Lebens zu pochen?
Hier muss ich ehrlicherweise gleich anmerken, dass ich hier tippe während wir uns in der "Earth Hour" der Stunde als Zeichen für mehr Umweltbewusstsein befinden und sämtliche Stromgeräte für eine Stunde abdrehen (sollten). Schande über mich, aber man weiß eben nie wann die Kreativiät zuschlägt - dafür sitze ich hier im Dunklen. Ein kleiner Trost? Ein kleiner Beitrag. Ein zumindest kleines Zeichen.

Zurück zu den Eiern.
"Innerhalb weniger als einer Menschenlebenspanne hatte sich etwas, das wie ein natürlichhes menschliches Verhalten wirkte, in eine barbarische Industrie verkehrt.
Unser Fleisch-, Milch- und Eierkonsum entspricht nicht mehr dem eines Steinzeitmenschen oder des Nomaden in einer asiatischen Steppe oder einer mittelalterlichen Bäuerin oder nahöstlicher Ziegenhirten, die sich ein wenig von dem nahmen, was die Tiere gaben und was sie selbst benötigten. Heute nehmen wir ihnen alles." schreibt Hilal weiter.
Eier sind Luxus, aber werden immer verschwenderischer eingesetzt. In vielen Rezepten ist die Rede vom Dotter oder dem Eiklar das gebraucht wird - was macht man mit dem Rest? Davon steht nie was drin. Oder, dass es für das bestreichen von Backwaren hergenommen wird um das Produkt schön glänzend zu machen, das wird das Auge wohl verkraften oder?
"Viele Menschen halten das tägliche Frühstücksei, die Milch und die Hühnerbrust für selbstverständlich - wohingegen sie tatsächlich, wenn man an all die dafür verbrauchten Ressourcen denkt, Luxus sind."

Man möge mich jetzt bitte nicht falsch verstehen, ich möchte keine Finger-zeig-Aktion starten, denn ich selbst muss noch viel dazulernen aber vielleicht sind ja solche Blogposts hilfreiche Denkanstöße oder sie geben vielleicht erst Anlass mal darüber nachzudenken. Sich zu informieren.

Vielleicht denkt an Ostern dann noch jemand an die Hühner die das Ei gelegt haben.

Hilal Sezgin - Landleben. Von einer, die raus zog.
Dumont Verlag.
Vielleicht ein etwas anderes Ostergeschenk? :-)
  

1 Kommentar:

  1. Hallo Melanie!
    Ich muss dir in vielen dingen recht geben. aber ich glaube das es an unserer genreation liegt das essen, trinken aber vorallem die vorratshaltung wieder ins rechte licht zu rücken. wir können es unseren kindern mitgeben wie wir marmelade herstelle, senfgurken einlegen und uns kräuter für den winter einfrieren. genau so können wir den kindern zeigen wie man z.b mit naturfarben eier färbt und das ei zu ostern wieder heilig sein lässt.
    weiters muss ich meine bewunderung aussprechen für euer landleben.
    ich will auch. ich will so sehr...

    lg kathi

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